Sehr interessant fand ich vor ein paar Tagen den Artikel im Pferdetrends Blog zu den verschiedenen Führerscheinklassen. Der Abschluss lautete: „Ich kann nur sagen, wenn ich schon einen Führerschein mache, um einen Anhänger ziehen zu dürfen, möchte ich ohne Bedenken alles ziehen dürfen. Ich würde mich schwarz ärgern, wenn ich wegen 100,-€ oder 200,-€ Ersparnis irgendwann wieder vor einem Pkw-Anhänger-Gespann stehen würde, dass ich nicht fahren darf. Ich käme demnach immer wieder zu der Entscheidung BE zu machen und niemals B96.“

Ich habe „nur“ den B96 gemacht, sehe ihn aber als echte Alternative und würde mich jederzeit wieder für diesen entscheiden. Aus welchen Beweggründen ich den B96 und nicht den BE gemacht habe, will ich hier mal zusammenfassen. Die Qual der Wahl, ob nun BE oder B96, bleibt schlussendlich bei euch!

Die Idee hinter dem B96

Der B96 wurde übrigens nicht für uns Reiter eingeführt, sondern die Caravanindustrie hat die Missstände entdeckt. Die Inhaber der neuen Führerscheinklassen dürfen keine größeren Wohnwägen mehr ziehen, was wiederum zu einem großen wirtschaftlichen Schaden im Bereich Caravan/Camping geführt hätte. Daher hat sich die Industrie über Jahre hinweg dafür eingesetzt, dass die Regeln gelockert werden und so kam es zur Einführung des B96 Zusatzes, der aber glücklicherweise auch uns Reitern einige Möglichkeiten eröffnet.

Was darf ich ziehen?

Wenn es darum geht mit welchem Führerschein man was ziehen darf, fangen die meisten Menschen immer an nachzurechnen, was das eigene Pferd in etwa wiegt. Meine Erfahrungen und Recherche haben gezeigt, dass es eher zweitrangig ist, wieviel das Pferd wiegt, sondern in erster Linie kommt es auf die zulässige Gesamtmasse des gesamten Zugs an, sprich Auto und Anhänger.

Klasse B: bis 3,5 t zulässige Gesamtmasse

Klasse B96: bis 4,25 t zulässige Gesamtmasse

Klasse BE: bis 7,0 t zulässige Gesamtmasse

Auch hier spielt das tatsächliche Gewicht des Pferdes immer noch keine Rolle, sondern die Zahlen, die in der Zulassungsbescheinigung von Auto und Anhänger im Feld F1, die technisch zulässige Gesamtmasse in kg, stehen. Beide Zahlen werden addiert und müssen unter 4,25 t bleiben, wenn man den B96 machen will.

Das passt ja auf die meisten Kombinationen sowieso nicht

Zugegeben, auch bei mir ist es eng: Opel Zafira mit 2,23 t zulässiger Gesamtmasse und der Anhänger mit 2 t, macht zusammen 4,23 t. Das ist genau der springende Punkt, den man sich durchdenken muss. Was habe ich jetzt für ein Auto? Was will ich mal für ein Auto haben? Hat man bereits, oder plant man, einen Pick Up oder SUV zu kaufen, dann macht den BE Führerschein, weil ihr sonst ziemlich sicher die zulässige Gesamtmasse überschreitet.

Was ist aber, wenn ich ein, ich sag mal, „normales“ Auto, fahre und auch plane dabei zu bleiben? Es gibt einige Modelle von Opel, Skoda, Volkswagen und auch anderen, die bei einer zulässigen Gesamtmasse unter 2,25 t liegen und eine Anhängelast von 1,5 t haben. Womit wir auch schon beim nächsten wichtigen Punkt sind: die Anhängelast – zu finden im Feld O1 in der Zulassungsbescheinigung. Für mein Auto sind das 1,5 t, und dies ist das tatsächliche Gewicht, welches ich ziehen darf. Rechnet man nun das Leergewicht des Anhängers und das Gewicht des Pferdes zusammen, dann muss man unter der zulässigen Anhängelast bleiben – bei mir 1,5 t.

Führerschein B96

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Das bedeutet jetzt, was genau?

Will ich zwei Pferde ziehen, brauche ich zum einen ein starkes Auto, welches zum anderen auch wieder eine höhere zulässige Gesamtmasse hat. Schlussendlich wird man in den meisten Fällen über die beim B96 erlaubten 4,25 t kommen, die die Kombination aus Auto und Anhänger haben darf. Also BE!

Der B96 ist für alle interessant, die immer nur ein Pferd ziehen und ein Auto, im Bereich der Mittelklasse haben. Hier lohnt es sich wirklich mal in die Felder F1 und O1 zu schauen und ein bisschen zu rechnen, denn der B96 passt doch bei mehr Kombinationen, als viele immer denken. Genauso muss man nachschauen, was der Hänger an zulässiger Gesamtmasse hat. Die meisten Modelle haben 2 t, aber es gibt auch Hänger mit 1,8 t oder 2,2 t. Gerade die „leichtere“ Variante würde ein etwas größeres Auto ausgleichen.

Ne, dann mach ich doch lieber gleich BE

Klar! Wer zu faul ist zum Rechnen sollte lieber den BE machen. Wer aber, wie ich der Meinung ist, dass der BE reine Geldmacherei der Fahrschulen ist, und nur ein Pferd mit einer Familienkutsche ziehen möchte, der sollte den B96 in Erwägung ziehen. Und so schwer ist die Rechnung nun auch nicht: beide Zahlen der Felder F1 der Zulassungsbescheinigung von Auto und Anhänger addieren. Unter 4,25 t? Sehr gut! Dann kann man den B96 machen. Sicherheitshalber noch einen Blick in das Feld O1 vom Auto werfen, da steht die tatsächliche Masse, die man ziehen darf – und die sollte natürlich hoch genug für einen Anhänger samt Pferd sein.

Beim BE lernt man aber noch fahren

Jein. Der BE beinhaltet ein paar Fahrstunden. Aber auch da erzählt einem keiner wie man richtig mit einem Pferd hinten dran fährt. Außerdem durften bis vor ein paar Jahren alle mit der Führerscheinklasse III einen Pferdeanhänger ziehen – und die haben es ja auch geschafft. Für mich ist die Diskussion um das „Fahren lernen“ absolut hinfällig. Das korrekte Fahren mit einem Anhänger samt Pferd lernt man erst durch die eigene Praxis. Mittlerweile habe ich den Keks mehrfach durch die Gegend gefahren, und kann nur sagen: Hängerfahren ist kein Hexenwerk!

Vorteile B96

Die Nachteile, dass es sozusagen „drauf ankommt“ und man rechnen muss, habe ich nun ausgiebig geschildert. Nun kommen wir mal zu den Vorteilen. Der B96 ist wesentlich preiswerter als BE. Das war auch der Hauptgrund weshalb ich diesen gemacht habe. Im Pferdetrends Blog heißt es abschließend, dass der Preisunterschied zwischen 100 und 200 Euro beträgt. Ich kann nur für den Großraum München sprechen, aber hier ist der B96 um die 400 bis 500 Euro preiswerter als der BE. Und das ist schon ne ganze Stange Geld… Wozu mehr ausgeben, wenn es auch preiswerter geht? Den B96 bekommt man durch die Teilnahme an einer Tagesschulung. Man lernt ein bisschen Theorie, danach wird gefahren und rangiert. Fertig. Beim BE muss man nochmal Fahrstunden nehmen und sich einer Prüfung stellen.

Fazit

Wie oben schon erwähnt, die Entscheidung, ob BE oder B96 muss jeder selbst treffen. Ich würde auch davon abraten, Fahrschulen um Rat zu fragen, da diese natürlich am BE deutlich mehr verdienen, als am B96. Für mich ist der B96 völlig ausreichend, da ich immer nur Keks ziehe und von der Fahrzeugklasse her ist der Zafira das, was ich auch in der Zukunft so fahren werde. Sollte es doch irgendwann einmal anders kommen, so sage ich schlicht und einfach, wenn ich das Geld für ein dickes Auto und / oder zwei Pferde habe, dann habe ich auch noch das Geld für den BE übrig.

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Trotzdem sehe ich den B96 nicht nur für mich, sondern für viele als Alternative. Die meisten sind erstmal verwirrt, wenn sie Begriffe wie zulässige Gesamtmasse, Anhängelast etc. hören und die Tatsache, dass es beim B96 „drauf ankommt“. Dann wird lieber der BE gemacht, als zu rechnen.

Ich sage ganz klar: Rechnen lohnt sich!

Führerschein B96


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