Die Idee, einen eigenen, kleinen Hof zu kaufen, entstand natürlich nicht erst, als ich euch davon berichtet habe. Wir haben uns das lange und gründlich durch den Kopf gehen lassen, Finanzierungsmöglichkeiten geklärt und sind nun aktiv auf der Suche. Den Immobilienmarkt beobachten wir allerdings schon viel länger. Klar ist auch, dass das, was wir suchen, nicht wöchentlich in den zahlreichen Anzeigen, die man auf den einschlägigen Plattformen zu sehen bekommt, auftaucht. Um ein besseres Gefühl zu bekommen und Erfahrungen zu sammeln, haben wir in den letzten Wochen die ersten Objekte angeschaut und sind gestern, nach einem Termin im Bauamt, auf den Boden der Tatsachen gefallen.

Von Kuhstall bis Luxusbude

Das erste Objekt in der Nähe von Regensburg, hatten wir, anhand des Exposés, als sehr attraktiv eingestuft. Boa, war ich aufgeregt, als wir dort unsere allererste Besichtigung überhaupt hatten. Die Lage war gut, der Preis in Ordnung und das Haus machte auch einen vielversprechenden Eindruck. Wohlgemerkt anhand des Exposés! Zusammen mit dem Makler schauten wir alles an und am Ende hatten wir die traurige Gewissheit, dass dieses Anwesen zu einem Lebensprojekt werden würde. Angefangen mit den Renovierungsarbeiten im Haus, über das Anlegen von Koppeln bis hin zum kostspieligen Abriss der Scheune und dem Neubau eines Stalls. Zu viel Arbeit für uns alleine, auch in Hinsicht darauf, dass wir beide Vollzeit berufstätig sind.

Knapp zwei Wochen später schauten wir an einem Samstag gleich zwei Objekte an. Das erste war ein wahres Luxushaus mit insgesamt drei Wohneinheiten auf dem allerneusten Standard. Zweifelsohne ein Haus, in das wir direkt eingezogen wären, wäre da nicht der Rest. Für eine Pferdehaltung war das Haus fragwürdig. Koppelfläche hätten wir dazu pachten und einen Reitplatz sowie Stallungen neu anlegen müssen. Das, gepaart mit dem nicht ganz günstigem Haus und der abgelegenen Lage, war nicht mehr im Bereich des Möglichen.

Weiter ging es in den Norden Bayerns. Ein Objekt, welches aufgrund der Lage eigentlich nicht zur Diskussion stand, dennoch wollten wir es gerne ansehen, da es all das zu bieten schien, was wir uns wünschten. Vor Ort kam dann die Ernüchterung. Bisher hatte ich immer naiv gesagt, ach so einen ehemaligen Kuhstall kann man schon für Pferde umbauen. Als ich nun das erste Mal in so einen ehemaligen Kuhstall stand, wurde mir schnell bewusst, dass dies nicht so einfach geht. Das Haus an sich war in einem guten Zustand, aber mit fast 10 Zimmern doch etwas überdimensioniert für uns, ganz abgesehen von der notwendigen Renovierung.

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Klein, perfekt und dann kam das Bauamt

Dann fand ich sie im Internet. Die Anzeige für das Anwesen, was uns nahezu perfekt erschien. Ein kleines Häuschen, aber fast 2 Ha Wiese direkt am Haus in einer, beruflich gesehen, absoluten Traumlage. Voller Vorfreude fieberten wir dem Besichtigungstermin entgegen und auch danach waren wir Feuer und Flamme für dieses Anwesen. Das Haus war wirklich extrem klein. So klein, dass wir teilweise nicht einmal unsere vorhandenen Möbel mitnehmen könnten. Eine alte Heizungsanlage, Holzfenster sowie eine Deckenhöhe von nur 2 m im Obergeschoss, sprachen ebenfalls nicht gerade für das Objekt. Aber wir waren uns beide einig, dass wir diese Kompromisse eingehen würden. Insgeheim fingen wir an zu planen, wie unser neues zu Hause aussehen könnte. Zu früh! Aber, ich muss das machen, um mir vorzustellen wie es sein könnte und um abzuschätzen, ob es eben dieses Anwesen ist oder eben nicht.

Die alte Scheune müsste abgerissen werden um hier eine kleine Stallung zu errichten. Die 2 Ha Wiese sollten als Koppel eingezäunt werden und am Rande könnte ein Reitplatz entstehen. Damit würde der Reitplatz allerdings außerhalb des sogenannten Mischgebiets liegen, im, als Außenbereich, deklariertem Teil. Brauchen wir dann eine Baugenehmigung? Gute Frage! Im Internet las ich viele verschiedenen Sachen. Mal heißt es ja, mal heißt es nein. Es gibt sogar Firmen, die damit werben, dass ihre Reitplätze baugenehmigungsfrei sind. Kurzerhand machten wir einen Termin im Bauamt aus, um die Umbaumaßnahmen zu besprechen.

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Tja, was soll ich sagen? Herzlich Willkommen in Deutschland.

Da kauft man sich ein eigenes, riesiges Grundstück und darf die Wiese nicht einzäunen. Die Mitarbeiterin vom Bauamt erklärte uns, dass grundsätzlich nichts gegen eine Pferdehaltung spricht, wenn wir die Pferde vorne im Stall halten oder ihnen beibringen von der Wiese ohne Zaun nicht abzuhauen. Ein Scherz? Nein. Ein einfacher Stromzaun mit Litzen ist genehmigungspflichtig. Dabei spielt es keine Rolle, ob uns das Grundstück gehört oder nicht. Ist so. Genauso übrigens auch der Reitplatzbau und jeder Unterstand auf der Koppel.

Gut, kein Problem, stellen wir eben einen Baugenehmigungsvorantrag. Haha. Denkste! Die Mitarbeiterin erklärte uns, dass wir keinerlei Chance haben eine Baugenehmigung für einen Zaun, geschweige denn einen Reitplatz zu bekommen. Die 2 Ha Wiese, was zweifelsohne eine perfekte Koppelfläche wäre, sind als Außenbereich deklariert und hier werden niemals Baumaßnahmen genehmigt werden. Jaha, und auch ein Stromzaun ist eine Baumaßnahme.

Damit haben wir uns vermeintliches Traumobjekt nun ebenfalls beerdigen müssen und die Suche geht weiter.

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Alle Fotos von: Pixabay


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