Die letzte Weihnachtsgeschichte, geschrieben von Björn, ist mittlerweile einige Jahre alt. Seit Jahren wollte auch ich gerne eine Weihnachtsgeschichte verfassen, aber wie das immer so ist. Umso mehr freue ich mich, dass ich dich jetzt in ein pferdiges Weihnachtsabenteuer mitnehmen kann.

Falls du Björns Weihnachtsgeschichte noch nicht kennst:

Als die Pferde den Stall verließen – Teil 1

Als die Pferde den Stall verließen – Teil 2

Als die Pferde den Stall verließen – Teil 3

9. Immer tiefer in den Wald hinein

Zurück im Wald unter dem Baum des frechen Eichhörnchens rief Krümel: „He, Eichhörnchen, komm mal runter. Wir haben was für dich.“

Das Eichhörnchen kam den Baumstamm heruntergesaust und bewunderte mit leuchtenden Augen den Sack voller Haselnüsse. Das Eichhörnchen bedankte sich bei den Pferden, flitzte den Baum hinauf und kam kurz darauf mit den Briefen zurück. In der Zwischenzeit hatte Krümel den Jutesack ausgeleert. Das Eichhörnchen würde die Haselnüsse ohnehin in sein Nest bringen. In den nun leeren Sack steckte Nordwind die Briefe, die er dabei kurz überflog. Der Brief von Johannes war nicht dabei.

Um die restlichen Briefe zu finden, gingen die Pferde noch tiefer in den Wald hinein. Nordwind setzte vorsichtig Huf vor Huf. Der Weg war mittlerweile noch schmaler geworden und Baumwurzeln erschwerten das Vorwärtskommen. Ventur pfiff ein paar Weihnachtslieder auf Isländisch vor sich hin, und Krümel trottete mit dem Jutesack auf seinem Rücken hinterher.

Hinter einer großen Tanne stoppte Nordwind plötzlich. Helle Augen funkelten ihn an. Ventur hörte schlagartig auf zu pfeifen, drehte sich auf den Hinterbeinen und versteckte sich hinter Krümel.

„Ist das eine Kuh?“, flüsterte er zu Krümel. Er hatte furchtbare Angst vor Kühen.

„Ha-llo Wi-iild-schw-w-wein!“, stotterte Nordwind, denn auch wenn er es eigentlich nicht zugeben wollte, Wildschweine waren ihm nicht ganz geheuer.

Diesmal war es Krümel, der sich mutig an das Wildschwein wandte und den Anlass ihres nächtlichen Besuchs im Wald schilderte.

Das Wildschwein grunzte: „Ja, ich habe ein paar der Briefe. Ich gebe sie euch, aber ihr müsst mir helfen. Da hinten am Seeufer ist ein fantastisches Matschloch. Nur leider komme ich nicht mehr hin, weil der Sturm zwei Bäume umgeworfen hat.“

Das Wildschwein wollte, dass die Pferde ihm den Weg zum Matschloch freiräumten. Erst dann würden sie die Briefe mit den Wunschzetteln bekommen.

Nordwind, der sich inzwischen wieder gefangen hatte, stampfte mit dem Huf auf: „In Ordnung. Wir versuchen dir zu helfen.“

„Du meinst wohl eher, ich helfe“, erwiderte Krümel und stupste Nordwind mit der Nase an.

Nordwind senkte seinen Kopf. Er wusste, dass Krümel stärker war als er, aber wenn er sich die umgefallenen Bäume so anschaute, war er sich nicht sicher, ob sie es überhaupt schaffen würden.

10. Zusammen sind wir stark

Nordwind überlegte, wie sie die umgefallenen Bäume am besten zur Seite ziehen könnten. Dann sagte er laut zu Krümel und Ventur: „Wir brauchen auf jeden Fall ein Seil. Das eine Ende können wir um den Baumstamm binden, und das andere Ende um Krümel. Und du, Krümel, musst dann ordentlich ziehen.“

Krümel freute sich auf seine Aufgabe: „Jawohl! Ich bin genau das richtige Pferd dafür. Wisst ihr noch, früher, da habe ich…“

„Krümel“, unterbrach Nordwind ihn, „wir haben jetzt echt keine Zeit für Geschichten von früher. Ich galoppiere schnell zum See und hoffe, dass ich dort am Bootssteg ein Seil finde.“

Am See angekommen, ließ Nordwind seinen Blick über den Bootssteg schweifen. Zwei Ruderboote waren mit einer Kette am Steg festgemacht. Mist, dachte Nordwind, ich brauche ein Seil. Seine Augen fielen auf das kleine Bootshäuschen am Ufer. Er hoffte, dort fündig zu werden, und trabte hinüber. Mit der Schnauze drückte er die Türklinke herunter. Sie war nicht verschlossen. Nordwind steckte seinen Kopf durch die Tür. In der Ecke entdeckte er ein langes Seil. Er wieherte vor Freude. Vorsichtig setzte er einen Huf nach dem anderen in die Hütte. Der Holzboden knarrte. Nordwind fand das unheimlich. Schnell schnappte er sich das Seil, verließ die Hütte und galoppierte zu den anderen zurück.

„Kann jemand von euch Knoten machen?“, fragte Nordwind.

Krümel schnaubte: „Nein, aber Knoten aufmachen kann ich super.“

„Gib mir mal das Seil, Nordwind. Ich glaube, ich bekomme das hin“, erwiderte Ventur. Er legte das eine Seilende um den Baumstamm, stellte einen Huf auf das Seil und fädelte das lose Ende mit den Zähnen durch die Schlinge.

Krümel staunte: „Woher kannst du sowas?“

„Hab isch in Island gelernt“, nuschelte Ventur mit dem Seil zwischen den Zähnen. Jetzt zog er die Schlinge fest. Das sollte halten. Das andere Ende legte er um Krümels Brust und verknotete es ebenfalls. Dann sagte er: „Krümel, es kann losgehen. Du musst kräftig ziehen.“

Ich bin genau das richtige Pferd dafür, dachte Krümel, drückte die Hufe fest in den Boden und zog. Nichts passierte. Krümel schnaufte, nahm alle Kraft zusammen und zog erneut. Dann ließ er seine Ohren hängen und meinte: „Ich schaffe es nicht allein.“

Nordwind, der zwar wusste, dass er bei weitem nicht so viel Kraft hatte wie Krümel, schlug vor, dass Ventur die Seilschlinge um Krümel und ihn legte. Nun waren sie zu Zweit.

„Auf mein Kommando“, rief Ventur, „3-2-1-Hau Ruck. Hau Ruck.“ Nordwind und Krümel drückten ihre Hufe fest in den Boden und zogen mit aller Kraft. Der Baumstamm bewegte sich ein paar Millimeter.

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Wir brauchen die Hilfe der Wildschweine, dachte Ventur und rief: „Hey, Wildschwein! Trommel mal deine Freunde zusammen. Wir brauchen jedes Pferd und jedes Wildschwein. Dann schaffen wir es zusammen, die umgefallenen Bäume wegzuziehen.“

Das Wildschwein verschwand im Dickicht des Waldes und kam kurz darauf mit drei weiteren Wildschweinen zurück. Ventur gab erneut das Kommando. Nordwind und Krümel zogen mit aller Kraft, während Ventur und die Wildschweine schoben. Es funktionierte. Langsam bewegte sich der Baumstamm über den Boden vorwärts und machte den Weg zum See frei. Als die Pferde mit Hilfe der Wildschweine den ersten Baum beiseite geräumt hatten, legte Ventur das Seil um den anderen umgefallenen Baum und machte einen Knoten. Zusammen und mit aller Kraft zogen sie den zweiten Baum zur Seite. Nun war der Weg zum See und zum geliebten Matschloch der Wildschweine frei.

Krümel schnaubte: „Das war aber anstrengend. Gibt es hier nicht irgendwo einen kleinen Snack? Ich habe Hunger.“ Normalerweise musste Nordwind über den verfressenen Krümel schmunzeln. Diesmal musste er ihm allerdings zustimmen. Das war wirklich sehr anstrengend gewesen, und auch er könnte jetzt einen kleinen Snack vertragen.

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11. Auf der Suche nach der egoistischen Ente

Ventur, der immer noch zwischen den Wildschweinen stand, sagte: „Jetzt könnt ihr wieder zu eurem Matschloch gehen. Bringst du uns jetzt wie versprochen die Briefe mit den Wunschzetteln?“

Das Wildschwein nickte, verschwand im Wald und kam kurz darauf mit den Briefen zurück. Ventur steckte die Briefe in den Jutesack und legte diesen wieder auf Krümels Rücken. Gerade als die Pferde sich weiter auf den Weg machen wollten, rief das Wildschwein: „Hey, Pferde! Die letzten Briefe hat der Wind bis an den See getragen. Dort müsst ihr die egoistische Ente suchen. Die hat die Briefe. Und hier habe ich noch einen kleinen Snack für euch.“ Das Wildschwein ließ drei Äpfel auf den Boden fallen.

„Ich wünsche euch frohe Weihnachten!“, sagte das Wildschwein und verschwand dann mit den anderen Wildschweinen im Wald.

Nordwind, Krümel und Ventur stürzten sich auf die Äpfel. „Oh, wie lecker“, dachte Nordwind und kaute genüsslich, während Krümel und Ventur ihren Apfel bereits verschlungen hatten. Kurz darauf setzten die Pferde ihren Weg an den See fort.

„Und wo finden wir jetzt die Ente?“, überlegte Ventur. Nordwind schlug vor, dass sie am Ufer entlanggehen, da sich Enten dort normalerweise aufhalten. Er ging voran, doch Krümel und Ventur folgten ihm nicht.

„Was ist los?“, fragte Nordwind.

„Ich gehe da nicht lang. Da bekomme ich nasse Hufe“, schnaubte Krümel.

„Außerdem gibt es Seemonster, die genauso aussehen wie ich. Wenn ich in das Wasser gucke, dann sehe ich immer mich“, fügte Ventur hinzu. Nordwind erklärte Ventur, dass es sich dabei nicht um Seemonster handelte, sondern dass er sich im Wasser spiegelte.

Daraufhin erwiderte Ventur erstaunt: „Ach, ehrlich? Ich habe mich schon immer gefragt, warum die Seemonster so unverschämt gut aussehen.“

Jetzt war es Krümel, der herzhaft wiehern musste: „Also gut, wenn Ventur seine Schönheit bewundern möchte, dann mache ich mir natürlich auch die Hufe nass.“

Gemeinsam gingen die Pferde im seichten Wasser direkt am Ufer entlang und hielten Ausschau nach der Ente. Auf einmal entdeckte Nordwind unter einem Baum ein Nest, und was sah er da? Da lagen die restlichen Briefe. Voller Freude trabte Nordwind plötzlich los. Doch dann flog eine Ente aus dem Schilf, und er musste abrupt bremsen, sonst wäre er auf sie draufgetreten.

„Wo willst du hin, Pferd?“, quakte die Ente.

Nordwind berichtete von der Nacht mit dem Sturm, den weggeflogenen Briefen mit den Wunschzetteln der Kinder und dass die Kinder nun denken, Weihnachten sei verloren. Er bat die Ente, ihnen die Briefe zu geben, damit sie Weihnachten retten können.

„Nix da. Das sind meine Briefe“, sagte die Ente, schwamm zu ihrem Nest und setzte sich auf die Briefe.

„Jetzt ist mir klar, warum das Wildschwein von der egoistischen Ente gesprochen hat“, flüsterte Ventur. Krümel drückte sich an Nordwind vorbei und erklärte der Ente, dass die Briefe gar nicht ihr gehörten, sondern den Kindern, denn sie haben die Briefe an den Weihnachtsmann geschrieben.

„Das ist mir egal“, erwiderte die Ente und fügte hinzu: „Die Menschen sind es nicht wert. Die achten mich und meine Freunde schließlich auch nicht. Die sagen immer, wir sind auf dem Weihnachtsmenü. Als Weihnachtsente. Und wenn dieses Jahr Weihnachten verloren ist, dann gibt es auch keine Weihnachtsenten.“

12. Im Galopp zum Briefkasten

Nordwind wusste gar nicht, was er darauf sagen sollte. Er wollte auch nicht als Weihnachtspferd bei Johannes’ Familie auf dem Tisch stehen. Andererseits sind die Menschen nun mal sogenannte Jäger und essen Fleisch und Geflügel. Er schob seine Gedanken beiseite. Das musste jeder für sich entscheiden. Aber eines war klar: Die Kinder, die im Dorf nun glaubten, dass Weihnachten verloren ist, konnten nun wirklich nichts dafür. Und genau das versuchte er nun der egoistischen Ente zu erklären.

Die Ente blickte nachdenklich ins Wasser. Krümel hatte eine Idee und wandte sich an die Ente: „Schreib doch auch einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann und wünsche dir, dass es dieses Jahr keine Weihnachtsenten gibt.“

Das überzeugte die Ente. Sie holte einen leeren Briefbogen aus ihrem Nest, tauchte einen Fuß in den Schlamm am Uferrand und drückte ihren Fuß wie einen Stempel auf das Papier. Anschließend malte sie mit dem Schnabel zwei Striche wie ein Kreuz über ihren Fußabdruck.

„Keine Ente zu Weihnachten“, quakte sie entschlossen. Zusammen mit den anderen Briefen überreichte sie ihren Wunschzettel Nordwind. Nordwind warf einen Blick auf die Briefe. Da war der Brief von Johannes. Er warf vor Freude die Vorderbeine in die Luft.

Die Pferde bedankten sich bei der Ente und verabschiedeten sich. Sie verließen das Seeufer, und als sie den Waldweg erreichten, fielen sie in einen schnellen Galopp.

„Wir müssen uns beeilen“, rief Nordwind, „dorthin wird es schon hell.“

Als die Drei das Dorf erreichten, fielen sie in den Trab, bis sie den Briefkasten vor sich sahen. Ventur öffnete mit seiner Nase geschickt die Klappe des Briefkastens. Nordwind zog den Jutesack von Krümels Rücken und zusammen legten sie alle Briefe in den Briefkasten.

Die Pferde steckten kurz die Köpfe zusammen, und Nordwind sagte: „Freunde, wir haben es geschafft!“

„Weihnachten ist gerettet“, fügte Ventur hinzu, und Krümel wieherte: „Auf, dass es viele Karotten zu Weihnachten gibt!“

13. Weihnachten ist gerettet

„Pssssst, Krümel“, schnaubte Nordwind, „Nicht so laut wiehern. Wir wollen die Menschen doch nicht wecken.“

Die Pferde machten sich auf den Rückweg zum Stall und schlüpften mit Venturs Hilfe unter dem Zaun hindurch. Ein paar Stunden später, als Max, der Stallbursche, in den Stall kam, standen die Drei am Heu, als wäre nichts gewesen.

„Guten Morgen“, ertönte Max’ Stimme durch den Stall. Er kam zum Heu und begrüßte dort die Pferde: „Oh, Nordwind, du bist heute Morgen auch am Heu? Das kommt eher selten vor. Hattest du eine anstrengende Nacht? Oder schlecht geschlafen?“

Nordwind zog einen Büschel Heu unter dem Netz hervor und dachte: Beides.

„Stellt euch mal vor, was letzte Nacht im Dorf passiert ist“, begann Max. Nordwind, Krümel und Ventur hörten auf, Heu zu fressen, und lauschten Max’ Stimme. Max berichtete, dass auf wundersame Weise die Wunschzettel aller Kinder wieder im Briefkasten sind und nun zum Weihnachtsmann geschickt werden können. Er sagte weiter: „Und der kleine Johannes hat heute Morgen erzählt, dass er Hufgetrappel und ein Pferdewiehern gehört hat. Das hat er wohl geträumt. Schließlich ist das unmöglich, ihr seid ja hier im Stall. Nun ja, wir werden wohl nie erfahren, was letzte Nacht passiert ist. Es ist ein Weihnachtswunder.“

Die nächsten Tage vergingen, wie im Flug und dann war es so weit: Der Weihnachtsabend war gekommen. Nordwind, Krümel und Ventur standen am Zaun und blickten auf die Lichter im Dorf. Aus der Kirche konnten sie ganz leise den Chor singen hören.

„Das ist Weihnachten“, sagte Nordwind, „ruhig, besinnlich und in der Familie.“

„Und mit gutem Essen“, fügte Krümel hinzu, „Heu zum Beispiel. Oder für die Menschen Kartoffelsalat.“

Ventur schlug vor, zu den anderen Pferden an den Unterstand zu gehen und auch Weihnachten zu feiern. Krümel erzählte diesmal die Geschichte, wie sie die verlorenen Wunschzettel wiederfanden. Er endete mit den Worten „Weihnachten ist gerettet“, und genau in diesem Moment fing es leise an zu schneien.

Alle Teile dieser Weihnachtsgeschichte:

Die verschwundenen Wunschzettel – Teil 1

Die verschwundenen Wunschzettel – Teil 2

Die verschwundenen Wunschzettel – Teil 3


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