Es gibt nichts Schöneres als ein Wochenende mit einem Ausritt am Freitagabend einzuläuten. Zugegebenermaßen mache ich dies gar nicht so oft, da freitags meistens meine Reitbeteiligung im Stall ist und ich dann den Abend für zahlreiche andere, häufig organisatorische Dinge nutze. Am vergangenen Freitag war es aber anders und ich nahm mir die Zeit für einen langen Ausritt mit einer Stallkollegin, die als sehr erfahrene Wanderreiterin zum einen das Gelände sehr gut kennt und zum anderen auch viele kleinere Schleichwege, auf die ich sonst nie kommen würde. Geplant war ein etwas längerer Ritt über 2-3 Stunden am Abend. Das Wetter war klasse und ich freute mich riesig auf die bevorstehende Tour.

Es wird kitschig

Um halb sieben verließen wir den Stall. Nachdem wir die Bundesstraße erfolgreich hinter uns gelassen hatten, erwarteten uns Wiesen, Felder und Wälder. Wir machten einen kurzen Zwischenstopp an der Amper und ließen die Pferde planschen. Danach führte uns die Strecke durch Mais- und Weizenfelder, hinauf in den Wald. Den um diese Uhrzeit doch schon etwas kühlen Wald verließen wir mit einem flotten Galopp, um uns kurz darauf wieder die Abendsonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Es wehte ein leichter Wind und langsam ging die Sonne unter.

Ich weiß, es klingt alles unheimlich kitschig! Dennoch liebe ich diese Momente. Es sind die Momente, die ein pures Lebensgefühl ausstrahlen. In denen ich die Zeit anhalten möchte. Die ich in vollen Zügen genieße. Die mich fühlen lassen, wie unendlich glücklich ich mit meinem Leben bin.

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Innerhalb weniger Sekunden war alles zerstört

Als ich im Stall wieder ankam und Keks versorgt hatte, warf ich einen Blick auf mein Handy. Freunde fragten an, ob es mir gut geht. Während ich mich noch über die Frage wunderte, kamen die erschreckenden Nachrichten von dem Amoklauf aus München bei mir an. Zu dem Zeitpunkt war noch völlig unklar, dass es sich, wie wir jetzt wissen um einen Amoklauf handelte. Fest stand nur: In München wurde geschossen, es gibt Tote. Die Menschen in München sollen zu Hause bleiben. Der öffentliche Nahverkehr ist komplett außer Betrieb. Ausnahmezustand.

In diesen wenigen Sekunden war der schöne Ausritt vergessen. Ich war fassungslos, traurig und unendlich nachdenklich. Noch am gleichen Abend sagte ich zu Björn, egal wie das ausgeht und was genau dahinter steckt, morgen ist alles anders.

Ich kann jetzt nicht nur über Pferde reden

Mein Blog ist ein Pferde- und Reitsportblog, aber ich kann jetzt nicht einfach fröhlich und munter weiter über Pferde schreiben. Der Turnierbericht von Obermünchen muss verschoben werden, denn seit Monaten sind es viele Gedanken, die mich beschäftigen. Ich möchte diese einfach mal niederschreiben, denn ich glaube, dass viele Menschen ähnlich fühlen.

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Die Gedanken kreisen

Am Samstag hatten wir unser alljährliches Gauditurnier im Stall und für ein paar Stunden war alles vergessen. Am Abend kamen die Gedanken über die erschreckenden Geschehnisse, nicht nur aus München, auch Würzburg, Paris, Nizza und so weiter, zurück. Am Montagmorgen dann die nächsten Nachrichten aus Ansbach und heute wieder aus Frankreich. Was geht in den Menschen vor? Warum?

Meine Gedanken kreisen. In was für einer Welt leben wir? Haben wir wirklich alles unter Kontrolle? Die Anschläge der letzten Monate sprechen eher dagegen. Ich merke, dass ich in den letzten Jahren und vor allem Monaten sehr viel vorsichtiger geworden bin. Ich meide die öffentlichen Verkehrsmittel in den Abendstunden. Wenn ich alleine beruflich unterwegs bin, dann verlasse ich im Dunklen nicht mehr das Hotel. Ich habe ein ungutes Gefühl im Magen, wenn ich spät abends alleine mit Mailo rausgehe. Ich habe Bedenken Großveranstaltungen wie beispielsweise das Oktoberfest zu besuchen.

Weitermachen wie zuvor

So wie mir geht es vielen Menschen! Die persönliche Sicherheit ist nicht mehr da, man hat ein mulmiges Gefühl im Magen, ist skeptisch und schlimmstenfalls sogar ängstlich. Begriffe wie GSG 9 und IS sind mittlerweile im normalen Sprachgebrauch unserer Jugend zu finden und jeder weiß ganz genau, was das ist.

Erschreckend!

Als ich im Teenageralter war, habe ich mich dafür interessiert wo die nächste Party stattfindet und wie ich an den Jungen aus der Parallelklasse komme, aber nicht für Anschläge und Terror. Heutzutage wachsen die Kinder damit auf! Noch viel schlimmer ist, dass viele junge Menschen sich mittlerweile fragen, ob sie in so eine Welt eigene Kinder setzen möchten.

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Es heißt, man soll weitermachen wie zuvor. Die Angst nicht zulassen, denn dies ist es, was Terroristen wollen. Angst habe ich nicht, aber ich bin skeptischer und vorsichtiger geworden. Ich kann solche Taten nicht als „normal“ betrachten und dementsprechend normal weiterleben.

Unsere Welt hat sich verändert und wird sich weiter verändern.


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