…waren meine ersten Gedanken, als ich mitten im Studium auf Facebook einen Aufruf sah, der sich an reitende Studenten wandte. Ich schrieb den Poster an und wurde zu einem „Stammtisch“ der Studentenreiter eingeladen. Stammtisch klingt schon einmal irgendwie komisch, ein Begriff den ich nur von meinem Opa und seinen Karten spielenden Freunden kannte. Zwar war ich nicht die einzige, reitende Studentin in meinem damaligen Stall, aber so richtig konnte ich niemanden überzeugen mitzukommen und so zögerte ich meinen ersten Stammtischbesuch bis zum letzten Termin vor dem vereinseigenen Turnier der Studentenreiter Erlangen-Nürnberg (hier geht es zur Webseite) heraus.

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Was ich mir da eingebrockt hatte, konnte ich an jenem Mittwochabend noch nicht wissen. Wir trafen uns in einer Art Vereinslocation, schmückten und dekorierten. Auf die Frage „Hast du dieses Wochenende Zeit?“ antwortete ich mit „Ja“ und erlebte in den kommenden Tagen eine regelrechte Intensiverfahrung. Im Nachhinein war das gar nicht schlecht, denn ich wusste dadurch gleich was auf mich zukommen würde, wenn ich der Truppe auf Dauer beitreten würde. Und ich tat es später, ich wurde Studentenreiter.

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Eine ganze Schar von Schlabus

Grob erklärte man mir den Ablauf eines Studentenreitturniers: Von neun, oder wahlweise auch zwölf, Hochschulstandorten reist man mit einem mindestens dreiköpfigem Team zu einem CHU (Concours Hippique Universitaire) an den entsprechenden Veranstaltungsort. Mindestens, weil pro Team drei Reiter starten, allerdings ist die Zahl nach oben hin offen, denn oftmals kommt noch eine ganze Schar von „Schlabus“ („Schlachtenbummler“ – hatte mir mal irgendwer erklärt…) mit, die das Team nicht nur beim Reiten anfeuern, sondern auch beim „Schlabu-Triathlon“ oder anderen Wettbewerben gewinnen können – ohne überhaupt Reiten zu müssen.

Ein Studentenreitturnier geht immer von Freitag bis Sonntag und findet in der Regel um das Wintersemester herum statt, so dass die meisten Reiter in der Sommersaison natürlich auch mit ihren eigenen Pferden auf „normalen“ Turnieren starten können. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Studentenreiter nicht auf ihren eigenen Pferden reiten, sie brauchen diese weder mitbringen, noch müssen sie überhaupt ein eigenes Pferd besitzen. Einzige Voraussetzung ist der Besitz des Reitabzeichen 4. Dies ist übrigens der Grund, weshalb ich selbst bisher „nur“ als Schlabu mit auf Turnieren war.

Es gilt das Knock-Out Verfahren

Die Pferde werden von der veranstaltenden Reitgruppe gestellt, weshalb man auf seinen „eigenen“ Turnieren auch nicht selbst reitet. Es können dann entweder die eigenen Pferde der Mitglieder sein (so ist Aarlon beispielsweise auf unserem letzten Turnier mitgelaufen), Pferde von Händlern, bekannten Privatbesitzern oder auch Schulpferde. Geritten wird im Knock-Out Verfahren in den Klassen A-M, sowohl in der Dressur, als auch im Springen. Knock-Out Verfahren bedeutet in diesem Fall, dass immer drei Reiter aus unterschiedlichen Teams auf demselben Pferd dieselbe Aufgabe oder denselben Parcours reiten. Der Reiter mit der besten Note kommt am Ende weiter und reitet in der nächsten Klasse auf einem anderen Pferd gegen die anderen besten Reiter.

Abgeritten werden die Pferde meist von ihren Besitzern, die Teilnehmer dürfen sich nur 3-5 Minuten auf den neuen Vierbeiner unter ihnen einstellen. Auf den Turnieren können außerdem Punkte gesammelt werden, welche einem auch einen Startplatz auf der alljährlichen Deutschen Hochschulmeisterschaft sichern können. Das klingt jetzt erst einmal kompliziert, wenn man es einmal erlebt hat, klärt sich aber das meiste von selbst und vor allem merkt man, wie viel Spaß hinter so einem Turnier steht! Das Erlebnis in einer Gemeinschaft macht so unglaublich viel Spaß, denn alle Teilnehmer reisen bereits Freitagabend an und breiten sich, meist in einer Turnhalle oder ähnlichem, mit Luftmatratzen und Schlafsäcken aus.

Dann machen sich alle schick, auf ihre ganz eigene Art und Weise, denn ein CHU steht meist unter einem Motto und jedes Team bekommt ein Thema zugeteilt. Für die veranstaltende Gruppe bedeutet dies ein Deko- und vielleicht auch Verpflegungsthema und für die anreisenden Teams gilt die Kostümpflicht. Beispielsweise war auf dem diesjährigen Münchner CHU das Motto „Casino“ und unsere Reitgruppe bekam das Thema „Hangover“ zugeteilt. Oftmals ist die A-Dressur als Kostümwettbewerb ausgeschrieben, wo man mit ausgefallenen, selbstgemachten Kostümen nochmal Punkte sammeln kann.

Der Survival Cup

Die erste Nacht startet in der Regel mit einer Kostümparty, was natürlich ein lustiges Gesamtbild abgibt. Wie es sich für Studenten gehört, dauern diese Partys recht lang, wobei man hier die Möglichkeit hat, für den „Survival-Cup“ zu punkten. Das ist der Preis, der am Ende des Turniers an das beste Team verliehen wird und zwar nicht reiterlich gesehen, sondern bewertet werden, Dinge wie bester Zusammenhalt, am meisten gefeiert, das beste Kostüm und so weiter. Gerade die reitenden Teilnehmer feiern natürlich nicht so lang, denn nach einem stärkenden Frühstück um 8 Uhr, müssen einige schon um 9 Uhr auf den Pferden sitzen und in den ersten Prüfungen starten.

Samstags wird hauptsächlich geritten, beziehungsweise angefeuert, bevor gegen Abend manchmal noch ein Rahmenprogramm stattfindet wie zum Beispiel der Schlabu-Triathlon, bei dem verschiedene Geschicklichkeitsaufgaben absolviert werden müssen. Nach einem gemeinsamen Abendessen wird, dieses Mal im obligatorischen Reitgruppenshirt, wieder gefeiert. Studenten eben. Reitende Studenten.

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Und im Finale wird geknutscht

Der Sonntag endet mit dem Spring- und dem Dressurfinale, wobei die jeweiligen Finalisten vorher noch das Ritual des „Finalknutschens“ erfahren. Abschließend gibt es eine Siegerehrung, in welcher neben den „normalen“ Reitpreisen, auch der Survivalcup und andere Wettbewerbe gekürt werden.

Auf derartige Turniere mitzufahren macht unheimlich viel Spaß und auch wenn ich selbst aufgrund der mangelnden Reitabzeichen nicht starten kann, bin ich immer wieder gerne dabei. So ein Reitverein, der sozusagen nur aus Studenten besteht ist schon etwas ganz besonderes. Wir treffen uns fast wöchentlich zum Stammtisch, wo wir neben unserer eigenen Turnierplanung natürlich auch noch über tausend andere Dinge quatschen. Ich habe in meinem „Haufen“ viele neue Freunde gefunden und die gemeinsamen Wochenenden mit den Pferden machen mir sehr viel Spaß.

Besonders freut mich auch, dass wir ein eingetragener Verein sind. Das bedeutet, dass ich auf den normalen Turnieren hier unter dem Namen meiner Hochschulreitgruppe starten könnte, was nicht selbstverständlich ist.

Wie wird man Studentenreiter?

Falls ihr jetzt Student seid und euch fragt, wie ihr da mitmachen könnt, schaut doch einfach mal auf Facebook, ob ihr die passende Reitgruppe zu eurem Hochschulstandort findet. Die meisten Reitgruppen haben eine Facebookseite und laden oft am Anfang der neuen Semester zu den sogenannten Ersti-Stammtischen ein. Ich bereue es absolut nicht damals direkt eingestiegen zu sein, denn die Studentenreiterei hat mir schon viele spaßige Stunden und unvergessliche Momente bereitet.


Gastbeitrag von Mia

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