Es ist anders, es ist hart, und dennoch lohnt es sich, wenn man den Schritt wagt und sich als Erwachsener in den Sattel begibt. Ein großes Problem erwachsener Reitanfänger ist leider die Tatsache, dass die Wunschvorstellung oft sehr weit von der Realität entfernt ist. Wir träumen von der nahezu perfekten Reitstunde, ausgedehnten Ritten durch den Wald und dem Galopp über das Stoppelfeld. Die Realität allerdings beginnt in der Regel für Reitanfänger an der Longe, und dies über mehrere Wochen. Ist der Reitanfänger dann endlich soweit, dass er alleine reiten kann, und auch darf, folgen zahlreiche Gruppenstunden, inklusive vieler Misserfolge. Wie bei vielen anderen Sportarten, ist es am Ende aber nicht die Motivation, die uns durchhalten lässt, und uns irgendwann zu unserem ersten Ausritt bringt, sondern die Faszination der Pferde.

Faszination Pferd und die Frage nach dem warum

Der Großteil der Reitanfänger sind zweifelsohne Kinder. Aber die Zahl derer, die über 30, 40 oder gar noch älter, sind, und mit dem Reiten anfangen, nimmt zu. Als Erwachsener fängt man nicht an zu reiten, weil man sich körperlich fit halten oder Sport treiben möchte. Viel mehr ist es die Faszination zu den Pferden, die jemanden bewegen diesen Schritt zu wagen. Auf uns wirken Pferde oftmals stark, elegant und streckenweise unberechenbar. Die Arbeit mit ihnen, der Aufbau gegenseitigen Vertrauens und nicht zuletzt die Bildung einer Einheit beim Reiten, ist für viele wie eine magische Anziehungskraft.

Sehr oft steckt hinter den erwachsenen Reitanfängern auch der eigene Kindheitstraum, der bisher, aus welchen Gründen auch immer, nicht verwirklicht werden konnte. Insbesondere, wenn man selbst schon Kinder hat, die gerne reiten wollen – und welches kleine Mädchen möchte das nicht – führt der Weg schneller in die Reitschule als man denkt. Und ebenfalls schneller als man denkt, fragt man nicht nur nach Ponyreiten für die Tochter, sondern auch nach Reitstunden für sich selber. Stolz erzählt man: Ich lerne jetzt reiten!

Genauso ist es auch Christopher als Reitanfänger ergangen: Späteinstieg in den Reitsport.

Und doch ist alles anders bei erwachsenen Reitanfängern

Da steht man nun vor dem großen Tier, was einen immer fasziniert hat. Nun wirkt es gar nicht mehr so schön und elegant, sondern eher unberechenbar, und ganz schnell wird einem bewusst, dass man diesem nun ausgeliefert ist. Ein flaues Gefühl im Magen macht sich breit. Wollte man wirklich Reiten lernen? Nebenan tummelt sich eine Schar fröhlicher Kinder um ein Pony – von Misstrauen, oder gar Angst, keine Spur. Schnell kommt das eigene Selbstvertrauen zurück. Was Kinder können, müssen Erwachsene schließlich auch können. Aber ganz so einfach ist es dann leider doch nicht.

Kinder sind in der Regel relativ angstfrei, gefühlvoller und handeln deutlich intuitiver. Aus dem Bauchgefühl heraus machen sie sehr viel richtig, während die meisten Erwachsenen erst einmal nachdenken. Ja, wir machen uns viel zu viele Gedanken! Und das Schlimmste daran ist, dass wir daran eigentlich reichlich wenig ändern können. Aufgrund unseres Alters und unserer Lebenserfahrung, ist es völlig normal Dinge zu hinterfragen und die Folgen unserer Entscheidung abzuwägen. Wir haben einfach nicht mehr die kindliche Naivität.

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Ebenfalls sind uns Kinder rein körperlich überlegen, und damit meine ich natürlich nicht, dass sie kräftiger sind. Während wir uns im Schritt an der Longe noch wohl fühlen und in der Lage sind der Bewegung des Vierbeiners unter uns zu folgen, wird es im Trab holprig. Man hat das Gefühl eines plumpsenden Kartoffelsacks, die Beine schlackern in alle Richtungen und mit den Händen klammert man sich am Sattel fest um nicht gleich auf dem Boden zu landen. Aus dem Augenwinkel sehen wir eines der Kinder von vorhin vorbeitraben. Wie das Mädchen das macht, bleibt uns völlig unverständlich.

Weitere Probleme erwachsener Reitanfänger

Wenn man sich entschließt mit einem, ich sage mal, gewissen Alter das Reiten zu erlernen, wird man bereits in den Grundzügen auf einige Probleme stoßen. Die Mehrheit der Reitschulen ist zweifelsohne auf Kinder und Jugendliche spezialisiert.

Das nächste Problem sind die Reitlehrer. Ich möchte hier auf gar keinen Fall die Kompetenz anzweifeln, aber während Kinder sich auf das Pferd setzten und „einfach mal machen“, sind Erwachsene diesbezüglich deutlich anspruchsvoller. Sie hinterfragen mehr und möchten stets genau wissen, warum etwas gemacht wird oder warum eben nicht. Dies erfordert einen kompetenten Reitlehrer, der auch in der Lage ist sein Fachwissen verständlich herüber zubringen.

Ein nächster, nicht zu verachtender Punkt, sind die Schulpferde. Da die meisten Ställe eben auf Unterricht für Kinder und Jugendliche ausgelegt sind, tümmeln sich hier auch entsprechend viele Ponys, wobei Pony nicht gleich Pony ist! Prinzipiell spricht natürlich nichts gegen eine Reitausbildung eines körperlich normal gebauten Erwachsenen auf einem Pony, wie beispielsweise ein Haflinger. Andererseits ist natürlich klar, dass Erwachsene nicht auf Shettys oder Welsh Ponys reiten lernen können, genauso wie auch der Haflinger für einen 1,90 m Menschen zu klein ist.

Demnach suchen wir einen Reitstall mit Unterricht für erwachsene Reitanfänger, einem kompetenten Reitlehrer und Schulpferden, die unseren körperlichen Bedürfnissen entsprechen. Puh – das wird nicht einfach.

Und trotzdem bleibt sie: die Faszination Pferd

Nun hat man endlich einen Reitstall gefunden und die ersten Longenstunden absolviert. Mittlerweile hat man auch den ein oder anderen erwachsenen Reitanfänger kennengelernt. Man tauscht sich aus und unterstützt sich. Zwischen all den Schulpferden ist dieses Eine, welches man besonders gerne reitet. Dieses Eine, von dem man fasziniert ist und mit dem man irgendwann einmal, über das Stoppelfeld galoppieren möchte – und seinen Kindheitstraum lebt.

Es ist nie zu spät reiten zu lernen.

Live your dreams.

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