An einem Dienstagmorgen im November klingelte um 4 Uhr morgens der Wecker. Ich schlappte ins Bad, versuchte wach zu werden und schlüpfte kurz darauf in meine Reitsachen. Das frühe Aufstehen kennt man als Reiter bekanntlich, gut finde ich es trotzdem nicht. Und schon gar nicht im November, wenn es dunkel und kalt ist. Für mich ging es an diesem frühen Morgen nach Orsingen-Nenzingen zum Trainer C Vorbereitungsseminar auf die Reitsportanlage Stockfelderhof.

Von S-Springreiterin bis hin zur Fahrerin

Ich kam überpünktlich auf der Reitanlage an und während ich wartete, stieg meine Aufregung und Nervosität. Was das betrifft, bin ich ein ganz schrecklicher Mensch. Ich weiß eigentlich ganz genau, was ich will und was ich kann, und dennoch gehen mir die Nerven durch. Zum Glück bin ich gleichzeitig extrem ehrgeizig, so dass ich im entscheidenden Moment die Zähne zusammenbeiße, meine Nervosität hinter mir lasse und einfach mache. Immerhin habe ich selber entschieden, den Trainer C Schein zu machen und keiner hat mich dazu gezwungen. Im Gegenteil, es gibt einige Menschen in meinem Umfeld, die diese Entscheidung nicht gerade begrüßen, aber mindestens dreifach so viele, die mich voll und ganz unterstützen.

Nach und nach trudelten die anderen Teilnehmer ein und wir beäugten uns gegenseitig. Danach gab es eine kurze Vorstellungsrunde. Von der S-Springreiterin, über eine reine Fahrerin bis hin zu Teilnehmern ohne jegliche Turniererfahrung, war alles dabei. Rein vom Alter gesehen war von 17 bis Mitte 40 alles vertreten. Es waren übrigens nur Frauen vertreten. Kein einziger Mann. Das Phänomen wie die Männer in den Reitsport kommen, Ausbilder oder Trainer werden, bleibt also nach wie vor ein Geheimnis.

Im Anschluss wurden ein paar allgemeine Sachen zum Trainer C Basis- und Leistungssport und, was uns alle wohl am meisten interessierte, der Tagesablauf erläutert. In der Praxis mussten wir Dressur und Springen reiten und am Nachmittag gab es dann eine Abschlussbesprechung. Bei anderen Reitschulen kann es durchaus vorkommen, dass auch Theorie und Unterrichtserteilung im Rahmen eines Vorbereitungslehrganges geprüft wird. Bei uns war das glücklicherweise nicht der Fall, denn gerade die Unterrichtserteilung halte ich persönlich für sinnfrei, da ich ja hier bin, um eben genau das zu Lernen und nicht weil ich es schon kann.

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(c) The Art of Moments

Der Beamte und die Autopilotin

Als erstes ging es an das dressurmäßige Reiten. Anhand unseres Ausbildungsstandes wurden die Pferde für uns eingeteilt und in der Regel bekamen immer zwei Teilnehmer ein Pferd zusammen, wobei nach etwa einer halben Stunde getauscht wurde. Es ging schließlich nicht darum, die perfekte Reitstunde zu zeigen, sondern das man das reiterliche Niveau um einen Trainer Schein zu machen, erlangt hatte.

Für die Dressur bekam ich den Schimmelwallach Filou. Während wir in der Halle Schritt ritten, wurden uns die Pferde genauer vorgestellt. Filou war ein Beamter. Er macht nur das, was er machen muss und möchte dazu explizit aufgefordert werden. Ah ja. Na dann gucken wir mal. Ich trabte an oder besser gesagt ich wollte antraben. Filou bewegte sich auch, aber als Trab konnte man das nun wirklich nicht bezeichnen. So so. Also etwas energischer. Das wirkte. Wenn Filou auch noch die Uhr kennt, dann weiß er, dass die Mittagszeit naht und als Beamter ist er da sicher überpünktlich. Jeder ritt selbstständig für sich und ich gab mir die größte Mühe meine Reitkenntnisse ordentlich zu zeigen. Der Beamte unter mir, schenkte mir nichts und ich musste mir jeden Trabtritt und jeden Galoppsprung erarbeiten. Aber im Großen und Ganzen war ich zufrieden.

Danach bauten wir ein paar Sprünge auf E-Niveau auf. Wie auch schon beim Dressurreiten, ging es nicht darum einen kompletten Parcour oder besonders hoch zu springen, sondern zu überprüfen, ob die Grundlagen vorhanden sind. Mein Herz schlug wieder etwas lauter, als ich in den Sattel von Limbo stieg. Puh, einmal tief durchatmen. Ich bin noch nie zuvor auf ein fremdes Pferd gestiegen und direkt gesprungen. Im Vergleich zur Dressur ritten wir hier nicht selbstständig, sondern nach Anweisung. Da ich die zweite Reiterin bei Limbo war, fiel das Warmreiten weg und es ging gleich ans Eingemachte. Bisschen Traben, kurz galoppieren und über das Kreuz. Es folgte ein Steilsprung und ein In-Out. Limbo sprang ganz brav und ich machte sicherheitshalber mal lieber gar nichts, wie es mir leider auch so oft bei Keks passiert. Erst als wir auf den Oxer zuritten, wachte ich auf. Herrje – da hatte Limbo aber ordentlich abgeräumt. Beim zweiten Versuch war mein Autopilot deaktiviert und ich ritt. Limbo sprang sauber über den Oxer. Na also, geht doch. Die Abschlussrunde aus Steil, vier Cavalettis und dem Oxer war echt anspruchsvoll, da die Wege zwischen den Sprüngen unglaublich kurz waren, aber auch das meisterte ich zusammen mit Limbo.

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Nach dem Springen machte sich Erleichterung bei mir breit. Ich hatte zwar noch nicht das Zertifikat in der Hand, aber ich war mir sicher es geschafft zu haben. Das klingt jetzt vielleicht blöd oder eingebildet, aber wenn ich so schlecht gewesen wäre, dass es nicht gepasst hätte, dann glaube ich, bekommt man das mit.

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(c) The Art of Moments

In 2 Monaten ist es soweit

Nachdem ich mein Zertifikat in der Hand hielt, habe ich nicht lange überlegt und machte Nägel mit Köpfen. Es gibt Dinge im Leben, da muss man keine Nacht drüber schlafen. Ich meldete mich direkt zum Trainerlehrgang im August an. Damals kamen mir die 8 Monate bis zum Lehrgang im August 2017 noch unfassbar lang vor, aber jetzt ist es bald soweit und die Vorfreude steigt mit jedem Tag.

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Wie genau mein Trainerlehrgang auf dem Stockfelderhof ablaufen wird, werde ich euch natürlich ganz genau berichten. Ich kann aber schon mal verraten, dass dort nur einmal am Tag geritten wird, immer abwechselnd Dressur und Springen und am Sonntag ist frei. Das bedeutet, ich werde den Lehrgang in beiden Disziplinen mit Keks machen und bin darüber natürlich überglücklich. Außerdem wird Stallarbeit auf dem Programm stehen, da das einfach dazu gehört. Nun ja, und jede Menge Theorie. Jeden Tag. Mehrere Stunden.

Die Reihe „Mein Weg zum Trainer C“


Alle Fotos von: The Art of Moments


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